Dungeons & Dragons – Ehre unter Dieben (Was war das genau?)

Dungeons & Dragons war bekanntermaßen 1974 das erste Rollenspiel überhaupt und hat über die Jahre einen Siegeszug ohnegleichen angetreten. Die erste deutsche Version war 1984 auch mein persönlicher Einstieg ins Rollenspiel (siehe oder besser höre Sandfox labert… über Einflüsse).

Nach verschiedenen Comics und Romanen fand die erste Verfilmung im Animationsbereich statt, mit der eher für Kinder gedachten Serie Dungeons and Dragons – Im Land der fantastischen Drachen.

Doch im Jahr 2000 gab es tatsächlich den ersten Versuch einer Realverfilmung namens Dungeons & Dragons, mit Courtney Solomon auf dem Regiestuhl, der jahrelang für sein Projekt gekämpft hatte.

Leider war der junge und unerfahrene Regisseur dann doch offensichtlich mit dem Projekt völlig überfordert. Bekannt ist der Film darum heute vor allem für das komplett überdrehte Spiel von Jeremy Irons als Magier Profion, der diese Rolle nur annahm, weil er dringend Geld für sein neu gekauftes Chateau in Frankreich brauchte.

Der somit von vornherein zu erwartende Misserfolg des Films hinderte jedoch Regisseur Gerry Lively nicht daran, in den Jahren 2005 und 2012 die beiden „Fortsetzungen“ Dungeons & Dragons – Die Macht der Elemente und Dungeons & Dragons 3: Das Buch der Dunklen Schatten für den Videomarkt zu drehen. Beide zeichneten sich dadurch aus, dass sie kaum etwas mit dem „Original“ zu tun hatten.

Dabei fand ich Dungeons & Dragons 3: Das Buch der Dunklen Schatten eigentlich gar nicht so schlimm, wie man es bei einem billig in Bulgarien heruntergedrehten Streifen ohne große „Stars“ und „Spezialeffekte“ erwarten könnte. Natürlich war bisweilen allzu deutlich der eklatante Budget-Mangel zu erkennen, aber auch die offensichtliche Liebe, mit der die Beteiligten sich an das Projekt heranwagten.

Ganz im Gegensatz dazu steht Dungeons & Dragons – Die Macht der Elemente, der mit einer losen Verbindung zum Erstling Dungeons & Dragons zu punkten versuchte, jedoch mit einem wirren und wenig überzeugenden Drehbuch eine kreative Bruchlandung erlebte.

Ein 2008 unternommener Versuch, die Dragonlance-Saga als animiertes Werk Dragonlance: Dragons of Autumn Twilight zu verfilmen, scheiterte trotz interessanter Besetzung (unter anderem Kiefer Sutherland als Raistlin Majere) an einem unausgegorenen Drehbuch und einer schwachen Umsetzung.

Letztendlich muss man also festhalten, dass keines dieser frühen Werke, die auf dem erfolgreichsten Rollenspiel aller Zeiten basieren, in irgendeiner Weise den Ansprüchen genügen dürfte, den die Millionen Fans des eigentlichen Spiels an solche Verfilmungen stellen.


Und so war es sicherlich kein Wunder, dass die eigentlichen Rechteinhaber Wizards of the Coast bzw. Hasbro kein Interesse mehr an einem weiteren Film von Courtney Solomon hatten, der mit seiner Produktionsfirma Sweetpea Entertainment irgendwie immer noch in das Franchise verwickelt war, und stattdessen alles unter eigene Kontrolle bringen wollten. Ein Rechtsstreit zwischen Hasbro, Sweetpea Entertainment, Warner Bros. und Paramount Pictures tobte über mehrere Jahre, bevor man sich irgendwie darauf einigte, dass es einen komplett neuen Film geben sollte – ein Reboot bei Paramount Pictures ohne jeden Bezug auf die früheren Werke.

Nun ging es daran, aus den vielen über die Jahre kursierenden Drehbuchversionen, Schauspielernamen und Regisseuren das endgültige Team und die endgültige Geschichte zu formen. So hatten zwar irgendwann Personen wie Dwayne Johnson ihren Hut für einen D&D-Film in den Ring geworfen, doch letztendlich ging es wohl doch eher darum, ein wirkliches Team von Schauspielern zu finden, die sich nicht um einen einzelnen, alles überstrahlenden Star scharten. So wurden zwar durchaus bekannte Namen wie Chris Pine, Michelle Rodriguez und Hugh Grant verpflichtet, doch keiner von ihnen stand völlig im Mittelpunkt des fertigen Films. Als Regisseure wurden letztendlich John Francis Daley und Jonathan Goldstein verpflichtet, die in der Vergangenheit eher mit Komödien wie Vacation – Wir sind die Griswolds und Game Night aufgefallen waren (wenn sie auch zusammen für das Drehbuch von Spiderman – Homecoming verantwortlich zeichneten, wohingegen Daley den meisten Fernsehzuschauern vor allem als Darsteller des „Dr. Sweets“ aus der Serie Bones: Die Knochenjägerin bekannt sein dürfte).

Das so endlich zusammengestellte Team begann nach einigen weiteren Drehbuch-Revisionen und zusätzlichen Castings im April 2021 mit den Dreharbeiten zu dem Film, der nun Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben heißen sollte, mit einem geplanten Budget von 150 Millionen Dollar.

Kurz ein paar Worte zur Handlung (ohne allzu sehr zu spoilern):

Edgin, ein ehemaliges Mitglied des ehrenwerten Harfner-Ordens, verlor seine Frau im Kampf gegen eine Gruppe bösartiger Magier und beschloss daraufhin, seine eigentlich ehrenvolle Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich zusammen mit einigen zusammengewürfelten Gefährten einem Dasein als Dieb hinzugeben. Doch beim Versuch, ein magisches Artefakt zu erobern, das seine tote Frau wiederwecken könnte, wurde er von einigen seiner Gefährten verraten und landete in einem eisigen Gefängnis. Zusammen mit der Barbarin Holga bricht er jedoch aus und macht sich auf den Weg, seine verlorene Tochter und sein altes Leben zurückzuerobern.

Im Grunde genommen ist das eigentlich nur eine Zusammenfassung der Ereignisse der ersten Viertelstunde des Films, doch es zeigt schon gut, dass die Drehbuchautoren und Regisseure viele der typischen Handlungselemente einer D&D-Runde aufgenommen haben: von der wild gemischten Heldengruppe über geheimnisvolle Verliese und Schätze bis hin zu abenteuerlichen Landschaften und Orten.

Wenn ihr euch ansehen möchtet, was euch erwartet, ohne allzu viel zu erfahren, dann lege ich euch diesen ersten Trailer ans Herz (der deutlich weniger verrät als die späteren Versionen):

Der Film lief einige Wochen in den deutschen Kinos, und ich hatte eigentlich erwartet, dass er ein Erfolg wird, hatte ich ihn noch bei guter Füllung des Saales gesehen. Auch die Kritiken waren größtenteils positiv und attestierten dem Film, dass er sowohl dem rollenspielenden Fan als auch den Freundinnen und Freunden des Fantasy-Kinos etwas zu bieten hätte.

Letztendlich war das Publikum aber dann doch anderer Meinung. Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben spielte weltweit in den Kino nur etwa 208 Millionen US$ ein, was bei einem Budget von etwa 150 Millionen US$ und einem ähnlich hohen Marketing-Budget nicht gerade für einen rauschenden Erfolg spricht.

Woran lag dieser Quasi-Misserfolg? Zunächst einmal muss man festhalten, dass Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben wirklich ein gelungener und amüsanter Film geworden ist, wenn er auch irgendwie zwischen zwei verschiedenen Ebenen hin und her mäandert, so dass man sich manchmal fragt, was man da überhaupt gerade sieht.

Auf der einen Seite ist Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben ein Fantasy-Abenteuer-Film mit einer genre-typischen Handlung, auf der anderen Seite merkt man aber immer wieder, dass die Macher Elemente und Gags eingebaut haben, wie man sie aus einem klassischen D&D-Abenteuer kennt. Man bekommt als bekennender Fan oft den Eindruck, dass man zwar dem Plot einer typischen Rollenspiel-Kampagne folgt, dass jedoch einzelne Szenen immer wieder dem chaotischen Spielgeschehen am Tisch oder den Ergebnissen eines besonders guten oder besonders missglückten Würfelwurfs entspringen.

Basierend auf solchen Eindrücken und Schilderungen hatten viele potenzielle Besucher wohl die Angst, von einem zu eng am Spiel orientierten Drehbuch zurückgelassen oder überrollt zu werden. Allerdings zeigt die Erfahrung mehrerer Freunde und Bekannter, die mit dem Thema „Rollenspiel“ nicht viel anfangen konnten, den Film aber trotzdem mochten, dass dies wohl nicht wirklich der Fall ist und der Film auch ohne diesen Hintergrund amüsant und verständlich ist.

Trotzdem spielen diese Meta-Ebenen natürlich eine gewisse Rolle und lassen das endgültige Werk bisweilen etwas sprunghaft erscheinen. Wer diese verschiedenen Ebenen der Handlung erkennt oder vielleicht sogar mag, dem wird der Film auf jeden Fall gefallen. Wer diese Ebenen- und Stimmungswechsel hingegen nicht einfach ignorieren kann, wer einen ernsthaften, stringenten, in sich geschlossenen Film erwartet, der könnte möglicherweise enttäuscht sein.

Ich hoffe aber, dass viele Menschen da draußen auf dem Heimkinomarkt dafür sorgen, dass der Film doch noch den Erfolg erzielt, den er braucht, um sich doch noch die ersehnte Fortsetzung zu verdienen. Vielleicht erleben wir dann die weiteren Abenteuer der Helden rund um Edgin, vielleicht aber auch eine ganz andere Geschichte aus der vielfältigen Reihe der D&D-Welten (Dragonlance und Spelljammer bieten sich mit ihren optisch reizvollen Themen sicherlich besonders an).

Zunächst ist jedoch eine eigenständige(?) D&D-Serie bei Paramount+ geplant, produziert von e-one und Paramount Pictures, über die jedoch bislang nur wenig bekannt ist, außer, dass die erste Staffel 8 Folgen umfassen soll. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie (und ob) sich das Film- und Serien-Universum rund um das erfolgreichste Rollenspiel der Welt weiter entwickelt.

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben gebe ich eine wohl verdiente Schulnote von 2+, denn ich habe mich im Kino wirklich großartig amüsiert und hoffe, dass es noch vielen von euch mit diesem Film genauso ge

Anmerkung:
Dieser Blogartikel sollte eigentlich kurz nach dem Kinostart des Films erscheinen, musste aber wegen meiner Krankheit verschoben werden.


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