Der August war leider böse zu mir, besser gesagt, zu meinem Computer.
Nachdem dieser sich in ein Rauchwölkchen aufgelöst hatte, musste ich mir einen neunen Rechner beschaffen, der jetzt funktionsfähig unter dem Schreibtisch vor sich hin surrt.
Nun kann ich mich wieder an der RPG-Blog-O-Quest beteiligen, diesmal unter dem Motto Charaktere, ausgerichtet von Timber’s Diaries.
Wie immer geht es darum, zu einigen vorgegebenen Fragen zum Thema Rollenspiel Stellung zu beziehen.
Die Fragen:
Frage 1:
Nach welchen Gesichtspunkten und aufgrund welcher Inspirationen baust du deine Charaktere?
Das ist so unterschiedlich wie die Welten, in denen ich spiele.
Manchmal sind es Bilder aus dem Regelwerk, die mich darauf bringen, so einen Charakter spielen zu wollen. Inspirationen können aber auch aus Büchern, Filmen und Fernsehserien stammen, wo ich dann das Gefühl habe, dass ein bestimmter Charakter super in diese Welt passen müsste, die ich demnächst bespielen möchte.
Oft sind es aber auch bestimmte Hintergrund-Elemente, die ich unbedingt mit meinem Charakter erleben möchte (z. B. Luftschiffe; wenn Luftschiffe in einem Hintergrund auftauchen, muss man als Charakter doch was mit Luftschiffen spielen, ist doch klar, oder?).
Frage 2:
Was fällt dir am Leichtesten bzw. am Schwersten beim Charakterbau und warum?
Wenn ich erst einmal das Konzept habe, weiß ich auch sehr schnell, wie der Charakter aussehen soll, was er können muss, welche besonderen Fähigkeiten er haben muss.
Ich kenne sozusagen sein Auftreten, seine Geschichte, seinen Hintergrund.
Da ich aber eine absolute Nulpe darin bin, solche Gedanken in die Abstraktion eines Regelwerks zu übersetzen, mühe ich mich anschließend viel zu lange damit ab, dieses Konzept auch nur halbwegs sinnvoll in ein Zahlengerüst zu zwängen.
Und immer wieder bleibt mir nach einigen Spieleabenden nur die späte Einsicht: „Minimale Effektivität bei maximalem Einsatz!“
Frage 3:
Recycelst du gelegentlich Charaktere, die du in einer früheren Runde schon einmal gespielt hast, für neue Runden und warum oder warum nicht?
Die Welten, in denen ich spiele, sind normalerweise sehr vielfältig und unterschiedlich, und ich versuche diesen Hintergründen auch in den Charakterkonzepten gerecht zu werden.
Es wäre also für mich gar nicht möglich, den Raumfahrer aus Space: 1889 in die Welt von Private Eye zu übernehmen, auch wenn beide im viktorianischen Zeitalter spielen.
Natürlich passiert es durchaus, dass beliebte Charakterkonzepte wie der verschrobene Wissenschaftler oder Magier bzw. düster dreinblickende Geheimagenten oder Krieger sich immer wieder einschleichen, aber vom Grundsatz her versuche ich schon, für einen neuen Hintergrund auch einen neuen Charakter zu schaffen.
Es soll ja schließlich auch eine Herausforderung bleiben.
Frage 4:
Wie stehst du zum Charaktertod? Darf dein Charakter sterben bzw. unter welchen Umständen?
Grundsätzlich ist es für mich kein Problem, einen Charakter sterben zu lassen.
Aber ich bin auch eine bekennende Dramaqueen. Der Tod einer Spielfigur sollte sich also wenigstens in einer Situation zutragen, in der es erzählerischen Sinn ergibt, dass ein Charakter umkommt.
Wenn das so ist, hat er auch jedes Recht der Welt, das Zeitliche zu segnen.
Ich möchte nur nicht beim Versuch sterben, mein Frühstücks-Müsli zu essen, nur weil ich auf meine Gourmet-Probe einen kritischen Patzer würfle und mich mit einem Plastiklöffel durchbohre.
Frage 5:
Was bedeutet Charakterentwicklung für dich?
Tatsächlich bin ich kaum daran interessiert, einen Charakter zu haben, der immer mächtiger und stärker und unbesiegbarer wird.
Mehr Trefferpunkte, mehr Ausrüstung, höherer Angriffsbonus? LAAAANGWEILIG!
Es interessiert mich eher, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen, mit denen ich interessante neue Dinge tun kann, als einfach nur größer, dicker, besser zu werden.
Dazu kommt noch, dass ich Charaktere gerne durch schwierige Situationen führe, an denen sie „menschlich“ wachsen, so dass aus dem knurrigen Kriegerpriester vom Anfang der Kampagne vielleicht am Ende ein zweifelnder Häretiker und liebevoller Ziehvater eines verstoßenen Jungen wird.
Eine solche Charakterentwicklung ist mir viel wichtiger als das bloße „Aufsteigen“ nach Regeln.
Bonusfrage:
Der „erfolgloseste“ Charakter, den ich je gespielt habe, war ein Arzt in einer Cthulhu-Runde, der von vornherein darauf angelegt war, möglichst bald dem Wahnsinn zu verfallen bzw. mehr oder weniger heroisch unterzugehen.
Geringe geistige Stabilität, wenige Trefferpunkte, ein düsteres Geheimnis, dessen Offenlegung ihn mindestens ins Gefängnis, wenn nicht unter die Guillotine gebracht hätte … er hatte alle Chancen auf ein kurzes und wenig glorreiches Charakter-Ende.
Doch einige Abenteuer später und nach einer schier unglaublichen Glückssträhne bei eigentlich statistisch nicht zu schaffenden Würfelwürfen hatte der gute Doktor nicht nur seine Stabilität signifikant erhöht, sondern auch die Spuren seiner Vergangenheit ausgelöscht und so manches cthulhuide Unwesen besiegt hinter sich gelassen.
Am Ende der Kampagne war er ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft geworden und bereitete sich darauf vor, wieder zu heiraten und ein normales Leben zu führen.
Manchmal klappt es eben einfach nicht…
Die RPG-Blog-O-Quest wurde diesmal angeleiert von Timber’s Diaries.
Dort findet ihr auch alle Antworten verlinkt.