Unterschwelliger Steampunk – Jens Eggerts „Die Schwarze Pyramide“ (Rezension)

Jens Eggert, der Mann, der schuld daran ist, dass das Rollenspiel zu mir kam, hat sich in den letzten Jahren immer wieder auch als Autor betätigt.

Erst vor kurzem ist sein zweiter Roman Die Schwarze Pyramide erschienen, und nachdem er uns in seinem Debüt Bad Medicine in eine ungewisse Zukunft entführt hat, verfrachtet er uns diesmal in eine Vergangenheit, wie es sie nicht wirklich gegeben hat.

Inhalt

Das Luftschiff seiner kaiserlichen Majestät Fridericus Rex unternimmt im Jahr 1902 seine erste Fernreise in die Kolonie Deutsch-Kamerun. Neben der Durchführung von Vermessungsarbeiten soll vor allem die neue Technik des Schiffs im Einsatz getestet werden, die es den Soldaten ermöglicht, fast vollständig unabhängig von einer externen Treibstoffversorgung und Wasserstoffbetankung zu agieren.

Doch das Schiff und seine Besatzung müssen sich deutlich mehr bewähren, als sie es erwartet hätten, als eine Horde von Sklavenjägern eine Ansiedlung in der Kolonie überfällt und dabei nicht nur die meisten Eingeborenen tötet oder verschleppt, sondern auch die Töchter des deutschen Pfarrers vor Ort entführt.

Auf der Spur der Schuldigen für dieses Massaker geraten die Marinesoldaten in immer neue Gefahren und erleben schließlich sogar, dass all ihre moderne Technik bisweilen vor den Kräften der Natur, aber auch vor einem Grauen aus der Vergangenheit kapitulieren muss.

Das Buch

Die Schwarze Pyramide ist im Selbstverlag 2017 erschienen, zunächst als Kindle-eBook, dann als Print-on-Demand-Veröffentlichung über Amazons CreateSpace-Programm.

Die Qualität ist daher durch das Produktionsverfahren vorgegeben und konnte nicht beeinflusst werden.

Da es sich um eine rein private Veröffentlichung handelt, kann man hier kein professionelles Lektorat erwarten, so dass der eine oder andere unentdeckte Tippfehler noch auf den Seiten lauert.

Dafür weiß das vom Autor selbst gestaltete Cover aber durchaus zu gefallen, und auch die im Innern vorhandene Karte wirkt zeitgenössisch und akkurat.

Der Hintergrund

Wenn man Die Schwarze Pyramide zu lesen beginnt, muss man zunächst einmal akzeptieren, dass man hier eine sehr „zeitgenössische“ Sicht auf den Kolonialismus erlebt, mit den Deutschen als natürliche Herren über das von ihnen besetzte Land, halt ganz so, wie es damals von allen europäischen Nationen gesehen wurde.

Zwar wird diese Sichtweise im Laufe des Romans immer wieder gebrochen, doch geschieht dies eher vorsichtig, nicht als offene und möglicherweise plakative und dadurch unglaubwürdige Abwendung des jeweiligen Charakters vom gelebten Status Quo. 

Wer jedoch mit der historisch korrekten Grundeinstellung der Charaktere ein Problem hat, könnte sich an einigen Szenen des Buches stoßen.

Fazit

Der Roman (mit knapp 300 Seiten nicht unbedingt ein Wälzer) ist sehr gut und schnell zu lesen. 
Der Autor peitscht den Leser geradezu durch die verschiedenen Handlungsorte, verliert jedoch nie den Fokus, selbst wenn er die Perspektiv-Person wechselt.

Der Text ist für meinen Geschmack an manchen Stellen zu sachlich formuliert, als würde ich nicht eine erfundene Geschichte mit steampunk-artiger Technik erleben, sondern eine historische Reisebeschreibung lesen. Naturwissenschaftlich und geschichtlich hat alles seine Richtigkeit, soweit ich das mit meinem eigenen Wissen zu dieser Epoche abschätzen kann, doch es hätte mir besser gefallen, wenn ich zusammen mit den Charakteren ein wenig mehr Staunen und Begeisterung hätte fühlen können, statt viele Dinge einfach nur als gegeben und vorhanden hinzunehmen.

Das betrifft auch die übernatürlichen(?) Elemente, die sehr abrupt kurz vor Ende des Romans ihren ersten Auftritt haben und mich im ersten Moment etwas aus der Bahn geworfen haben. 

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie der Autor diesen Faden weiterspinnt, denn das Ende des Romans zeigt ganz deutlich, dass hier eine Fortsetzung geplant ist.

Ich kann das Buch auf jeden Fall jedem empfehlen, der seinen Steampunk nicht immer offensichtlich und direkt, sondern auch mal subtil und unterschwellig mag.


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Hinweis:
Diese Rezension erfolgte anhand eines selbst gekauften Buchs.

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