Das war die FeenConline 2020

Corona hat dieses Jahr fest im Griff, und die meisten Rollenspiel-Conventions in diesem Jahr wurden entweder abgesagt oder wanderten ins Internet ab.

So auch die wohl älteste Convention Deutschlands, die FeenCon, die in diesem Jahr unter dem Namen FeenConline 2020 stattfand, nicht zuletzt auch, weil die Stadthalle Bonn Bad-Godesberg Insolvenz anmelden musste und somit auch unter eventuellen Hygiene-Auflagen keine Veranstaltung dort mehr möglich war.

Also wurde die komplette Convention auf Discord bzw. Twitch verlegt, wo auf mehreren Servern das Programm ablief.

Es gab auf Discord einen dezidierten Server für Stände und allgemeine Informationen (der gelbe Button auf dem Bild zur Linken) und für Spielrunden einen zusätzlichen Server, um das eh schon unübersichtliche Angebot etwas zu entzerren.

Dazu kamen drei Twitch-Kanäle, darunter auch die allgegenwärtigen Orkenspalter TV.

Das ganze Angebot wurde über die altbekannte Website https://www.feencon.de gesteuert und verlinkt.

Die Stände

Wer sich für einen Stand auf der FeenConline 2020 anmeldete, bekam einen Unterordner auf dem ersten Server zugeordnet.

Dort befand sich ein Textkanal #stand-von-xxx, den man nach Belieben gestalten konnte (zum Beispiel mit Links zu eigenen Websites, Bildern, erklärenden Texten usw.).

Der Textkanal #chat-mit-xxx konnte von allen Besuchern benutzt werden, um Kontakt mit dem jeweiligen Aussteller aufzunehmen.

Und wer wollte, konnte über Rede mit xxx auch in direkten Sprechkontakt mit dem jeweiligen Aussteller treten (wenn er denn „vor Ort“ war).

Das Programm

Wie bereits erwähnt, gab es insgesamt drei Live-Kanäle auf Twítch, die mit Programm gefüllt waren.

Dazu gehörten Lesungen, Talkrunden, Vorträge und vieles mehr, wobei die Besucher die jeweiligen Programmpunkte mit Chats begleiten bzw. Fragen an die Vortragenden richten konnten.

Ich selbst hatte das Vergnügen, zwei Vorträge halten zu dürfen, zum einen über das Thema Horror im Rollenspiel (ein Klassiker, wenn auch heute unter anderen Vorzeichen als in früheren Jahren) und Die eigene Welt im Abenteuer

Weitere Programmpunkte fanden an den Ständen einzelner Aussteller statt, so zum Beispiel bei der Redaktion Phantastik, die jedoch leider weit weniger Zuschauer fanden.

Die Rollenspielrunden

Wer eine Rollenspielrunde anmeldete, erhielt einen separaten Spielbereich auf dem entsprechenden Discord-Server.

Der Textkanal #_spieltisch konnte dabei für allgemeine Informationen oder das Bereitstellen von Kurzregeln, Charakterbögen oder Bildern genutzt werden.

Der Sprachkanal _spieltisch war dann vorgesehen für die eigentliche Runde, während man im Sprachkanal stille kammer heimliche Gespräche mit einzelnen Teilnehmern führen konnte.

Was etwas verwunderte, war die Tatsache, dass die Kanäle für alle Besucher offenstanden, so dass bei manchen Runden plötzlich stille Zuhörer auftauchten, die einfach nur dem Geschehen lauschen wollten… ich glaube, dies war nicht allen Teilnehmern wirklich angenehm.

Eindrücke

Eine Convention online durchzuführen und auch online daran teilzunehmen, bedeutet für manche Menschen eine gewisse Einstiegshürde.

Wer sich mit Discord nicht auskannte, konnte schon mal in der Unmenge an Runden und Ständen verloren gehen. Auch einige Standbetreiber waren offensichtlich überfordert oder hatten nicht die ausreichende Personalkapazität, so dass viele Kanäle oft verwaist waren und einige nicht einmal mit irgendwelchen statischen Inhalten versehen waren.

Die Tatsache, dass weder die Stände noch die Spielrunden in Discord sortiert waren, machte das Zurechtfinden zudem nicht wirklich einfacher (hier haben die Veranstalter allerdings noch während der Convention mit einem zentralen Verzeichnis nachgeholfen, das jedoch in der Handy-Version von Discord nur begrenzt weiterhalf, weil man immer nur zum Chat-Teil des Standes oder der Runde geleitet wurde, ohne jedoch dann den Rest des Standes erreichen zu können).

Alles in allem irrte der Besucher gelegentlich durch die verschiedenen Bereiche des Servers, suchte nach Informationen, fand bisweilen Dinge, die er gar nicht gesucht hatte, oder unterhielt sich auch mal mit Leuten, die gerade im Sprachkanal eines Standes waren, einfach so, weil er das gerade entdeckt hatte. Die Hemmschwelle hierfür war jedoch oft genauso hoch wie bei einem normale Convention-Besuch.

Wenn sich verschiedene Leute mal in einem Sprachkanal fanden (manchmal zu vorab angekündigten Terminen wie beim Online-Treffen der Redaktion Phantastik, manchmal nach Vorträgen wie meinem Horror-Workshop), dann kam noch am ehesten das gute alte Con-Feeling auf, wo man sich mit Gleichgesinnten auf einen gemütlichen Klönschnack traf.

Das Live-Programm auf den verschiedenen Kanälen (FeenConline, FeenConline – Brunnensaal, Orkenspalter TV) wurde hingegen sehr gut aufgenommen; so erreichte ich Samstagabend von 23:00 Uhr bis Mitternacht noch über 60 Zuschauer mit dem Vortrag Wie werde ich gruselig?

Eine schöne Zahl, mit der ich sehr zufrieden war, vor allem, weil im Anschluss noch bis nach 2:00 Uhr morgens an meinem Stand weiter diskutiert wurde.

Fazit

Mit etwa 650 Besuchern konnte die FeenConline 2020 nicht den Besucherschnitt der vergangenen Jahre halten, aber das war wohl auch nicht zu erwarten, da immer noch viele Rollenspieler dem Online-Ableger des Rollenspiels nicht wirklich trauen.

Auch die Abneigung mancher Leute gegen Discord oder Twitch könnte ihren Anteil daran gehabt haben, dass viele potenzielle Besucher der Veranstaltung fernblieben.

Die Organisatoren waren im Vorfeld sehr bemüht, solche Ressentiments abzubauen, und haben auch in mehreren Workshops und über persönliche Unterstützung Hilfe bei der Vorbereitung und Bearbeitung von Ständen und Spielrunden angeboten.

Trotzdem merkte man an manchen Stellen, dass noch einiges unter dem altbekannten Motto „Versuch macht kluch!“ ablief (nicht nur bei den Veranstaltern, sondern auch durchaus bei den Ausstellern und Künstlern, den Vortragenden und Spielleitenden). Unsortierte Stände, ständige Benachrichtigungen aus Discord, die man erst einmal stummschalten musste, verschiedene Kanäle, auf denen man sich zurechtfinden musste.

Eine weitere solche Veranstaltung wird sicherlich besser ablaufen, wenn die Organisatoren, aber auch die anderen Teilnehmer, aus den diesmal aufgetretenen Problemen lernen.

Und das ist gut so, denn wer weiß schon, wie lange wir noch unter den aktuellen widrigen Umständen leiden müssen.

Ich für meinen Teil freue mich schon auf die Online-Version der Dreieichcon im November, deren Ausrichter auch auf der FeenConline 2020 zugegen waren, um sich wohl auch Anregungen zu holen.

Lasst uns alle in dieser Zeit zusammenarbeiten!

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