Spielwarenmesse eG übernimmt die Internationalen Spieltage

Heute erreichte mich die folgende Mail:

Die Spielwarenmesse eG hat zum 1. Januar 2022 die Veranstaltung Internationale Spieltage SPIEL in Essen übernommen. Damit tritt der Nürnberger Messe- und Marketingdienstleister als neuer Eigentümer der weltgrößten Publikumsmesse für Gesellschaftsspiele auf. Die SPIEL wird auch zukünftig auf dem Essener Messegelände stattfinden und von der langjährigen Geschäftsführerin Dominique Metzler mit ihrem erfahrenen Team von Bonn aus organisiert. Als zusätzlicher Geschäftsführer fungiert Florian Hess, Vorstand der Spielwarenmesse eG.

Die SPIEL kann auf eine fast 40-jährige Geschichte zurückblicken: Seit 1983 hat sich die Veranstaltung von einem kleinen Treffen für Spieler zur heute weltgrößten Endverbrauchermesse für Brett-, Karten- und Rollenspiele entwickelt. Traditionell im Herbst werden in den Essener Messehallen die nationalen und internationalen Spiele-Neuheiten einem breiten Publikum vorgestellt. Jährlich besuchen rund 200.000 Menschen die Veranstaltung – mit steigender Tendenz.

„Mir war wichtig, dass das einzigartige Profil der SPIEL auch zukünftig erhalten bleibt“, sagt Dominique Metzler, die ihr Familienunternehmen gemeinsam mit Rosemarie Geu in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich ausgebaut und etabliert hat. „Mit der Spielwarenmesse eG und ihrer Erfahrung mit Weltleitmessen bin ich sehr glücklich, einen Partner gefunden zu haben, der diese erfolgreiche Messe auch die nächsten Jahrzehnte in meinem Sinne fortführen und weiterentwickeln wird. Mein Team und ich freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit.“

Die Pandemie hat die Beliebtheit von Gesellschaftsspielen nochmals beschleunigt. 2020 wuchs allein der deutsche Spielemarkt um 21 Prozent. Der Trend ist auch auf der Spielwarenmesse im B2B-Segment sichtbar. Die Internationale Spieleerfindermesse wird in die Spielwarenmesse integriert und der Spielebereich weiter gestärkt. Einen ebenso behutsamen Umgang versprechen die Nürnberger mit den Internationalen Spieltagen SPIEL, jedoch als eigenständige Messe, die in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleibt.

Als Genossenschaft agiert die Spielwarenmesse eG bereits „aus der Branche für die Branche“. Zahlreiche Spieleverlage zählen zu den Mitgliedsunternehmen. Vorstandssprecher Christian Ulrich betont: „Wir haben mit der Spielwarenmesse und den Internationalen Spieltagen zwei völlig verschiedene Konzepte, die sich jedoch thematisch stark überschneiden und dadurch auch Synergien schaffen. Mit der SPIEL erweitern wir unsere Verantwortlichkeiten im Spielebereich, ohne den für die Messe typischen Charakter zu verändern.“ Der Fortbestand ist gesichert – somit können die Besucher in Essen auch künftig nach Herzenslust testen und spielen.


Dass die Marke SPIEL abgegeben wird, verwundert zwar im ersten Moment. Der Grund dafür ist jedoch mit Sicherheit auch in zwei belastenden Pandemie-Jahren zu suchen, vor allem auch in finanzieller Hinsicht. 

Da wurde eine SPIEL.digital im Jahr 2020 mit offensichtlich viel Aufwand aus dem Boden gestampft, bevor man mit (aus Pandemiegründen) stark reduzierter Besucherzahl 2021 wieder in die angestammten Essener Messehallen zurückkehrte. Beide Jahre dürften der Kapitaldecke eines letztendlich doch kleinen Veranstalters sicher nicht gutgetan haben.

Trotzdem bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen der „Verkauf“ der SPIEL auf die Veranstaltung selbst und auch auf ihre Reputation hat.

So mancher mag sich mit Grausen daran erinnern, wie die sogenannte CCXP Cologne (die Comic Con Experience Cologne) im Jahr 2018 die Role Play Convention schluckte. Es gab hehre Versprechungen, dass sich nichts ändern würde, dass alles sogar viel besser werden würde. Binnen kürzester Zeit hatten die Veranstalter es sich allerdings mit Fans und Ausstellern der alten Veranstaltung so gründlich verscherzt, dass die bislang einzige Veranstaltung unter dem Banner Comic Con Experience Cologne im Sommer 2019 über weite Strecken zu einem Desaster unter freiwilligem Ausschluss der Öffentlichkeit wurde.

Natürlich verspricht man auch dieses Mal wieder alles, doch die Tatsache, dass man mit dem Veranstalter der Spielwarenmesse Nürnberg einen erfahrenen und mit der Szene in Deutschland vertrauten Käufer gefunden hat, verspricht doch, dass diese Übernahme nicht zu einer weiteren Veranstaltungskatastrophe führt.

Auch hat sich das Team von Dominique Metzler mit den Jahren ein gewisses Maß an Vertrauen verdient, auch wenn man ihnen anscheinend einen neuen Chef vor die Nase gesetzt hat. Trotzdem denke ich, dass man den bisherigen Kurs der Messe beibehalten wird, mit einer sehr internationalen und auch kleineren Firmen gegenüber aufgeschlossenen Aufstellung der Veranstaltung.

Wenn ich einer Hoffnung Ausdruck verleihen darf, dann am ehesten, dass genau dieser Aspekt der kleinen Verleger und vielleicht sogar der unabhängigen Spielentwickler mit ihren selbstgebastelten Spielen vielleicht noch ein wenig stärker in den Fokus rückt.

Denn es kommen zwar viele „normale“ Leute sicherlich vor allem deshalb auf die SPIEL, um sich an den Ständen von Verlagen wie Pegasus, Kosmos oder Asmodee mit neuem Material einzudecken, doch die „Fachbesucher“ (seien sie nun von der Presse, mit eigenen Blogs oder Videoangeboten, oder auch einfach Spielebegeisterte jedweder Art) kommen besonders gerne nach Essen, um hier die Sachen zu ergattern, die man ebene nur hier und nicht einen Monat später in jedem Spielwarenladen findet.

Wir werden sehen, wie sich die erste SPIEL unter den neuen Eigentümern darstellt, doch ich habe momentan noch nicht das Gefühl, dass wir uns allzu viele Sorgen um „unsere“ Messe machen müssen.

Und bitte, liebe Veranstalter, ob alt oder neu, straft mich nicht Lügen…

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