Der Journalist

Stell dir vor, du möchtest jemanden dazu bringen, das zu lesen, was du schreibst.

Heute schaffst du dir einfach einen Blog an, aber als ich zu schreiben anfing, war das noch nicht so einfach. Es gab keine Computer, die der Rede wert gewesen wären, und das Internet war höchstens die fixe Idee von Science-Fiction-Autoren. Außer einigen maschinengeschriebenen und handkopierten Texten, die ich im Freundeskreis verteilt habe, war also noch keine meiner zu Papier gebrachten Ideen an die Öffentlichkeit gedrungen.

Doch im September 1984 geschah etwas Besonderes.

Ein damals Unbekannter (und heutiger Freund) hielt mir eine rote Schachtel unter die Nase, auf der ein Krieger sich mit erhobenem Schwert einem Drachen näherte. Ich sollte das unbedingt lesen, meinte er, und trotz anfänglicher Skepsis folgte ich seinem Wunsch schließlich. Altgediente Rollenspiel-Dinosaurier erinnern sich vielleicht noch an die berühmt-berüchtigte „rote Box“ von Dungeons & Dragons, oder?

Eine Urlaubswoche später war ich von einem Virus namens Rollenspiel infiziert worden, und die nächsten Jahre verbrachte ich in den verschiedensten Welten, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern.

Meine ersten schreiberischen Missetaten erschienen 1986 in einem handkopierten Fanzine namens Mystic Mirror, herausgegeben vom ambitioniert gestarteten und schnell im Chaos versunkenen Rollenspielclub Masters Must.

Doch trotz dieses unrühmlichen Endes führte diese Episode zur Gründung der Gilde der Fantasy-Rollenspieler. Das club-eigene Magazin Windgeflüster wurde für mehrere Jahre zu meiner journalistischen Heimat.

Als Mitglied der Redaktion lernte ich viel übers Schreiben an sich. Ich erarbeitete mir das Wissen, wie man Texte aufbaut und wie besser nicht. Ich begann zu lernen, wann ich etwas weiterschweifiger werden durfte und wann ich das besser unterlassen sollte. Ich lernte viel über Rechtschreibung und Grammatik, über Formulierungen, Lektorat und Korrektorat.

Journalismus bedeutet für mich vor allem Vielseitigkeit. Ich schreibe bis heute sowohl Essays als auch Spielanleitungen, sowohl Rezensionen als auch Kurzgeschichten, und natürlich Rollenspielmaterial jeder Art.

Ich berichtete über eine noch unbekannte Band namens In Extremo, lange bevor die einschlägige Musik-Presse sich dieses Themas annahm.

Über mehrere Jahre verfasste ich auch die regelmäßige News-Seite des Heftes (diese firmierte übrigens unter dem Titel Sandkasten).

Bis heute möchte ich, wenn mir etwas gefällt, anderen darüber erzählen, möchte Rezensionen schreiben, an denen die Lesenden hoffentlich erkennen, ob sie meine Begeisterung teilen können.

Bei all dem fand ich rasch heraus, dass man für verschiedene Arten von Texten verschiedene Stile benutzen musste. Manchmal war es aber auch gerade interessant, diese Grenzen zu überschreiten.

In den nächsten Jahren erweiterte ich das Spektrum meiner Arbeit mit verschiedenen Projekten. Dazu zählen die Cthuloiden Welten , die Spielerei, der SpielXPress, der Kassiber, die LORP und Cthulhus Ruf, so dass ich inzwischen auf eine große Erfahrung im journalistischen Bereich zurückblicken kann. Ohne all diese Projekte gäbe es sicherlich auch diese Seite nicht.

Und doch reifte irgendwann der Wunsch, aus dem engen Korsett des Journalismus auszubrechen, und somit kommen wir zum nächsten Bereich meines Schaffens, auf der Seite Der Autor.