Der Slam-Poet

Meine erste Begegnung mit einem Poetry-Slam fand 2008 in einem Hörspiel statt. Im ARD-Radio-Tatort Abriss trat einer der beteiligten Kommissare nach Dienstschluss bei solchen Dichterwettkämpfen an (als „Alex the slamming detective“). Die kurzen Texte waren faszinierend anzuhören, doch da ich eigentlich kein besonderes Faible für Lyrik hatte, vergaß ich die ganze Sache recht schnell wieder.

Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich eines Tages selbst auf der Bühne stehen würde, ich hätte ihn wohl für verrückt erklärt.

Doch dann kam die Einladung meines Freundes André Wiesler, der selbst als Teil der der Wuppertaler Wortpiraten einen Poetry-Slam namens Wortex ausrichtete. Er fragte mich, ob ich nicht mal seine Veranstaltung besuchen wolle. Ich erinnerte mich wieder an das Hörspiel, und meine Neugier war geweckt.

Nach diesem ersten Besuch im Januar 2011 war es um mich geschehen. Der Virus Poetry-Slam hatte sich in meinen Körper geschlichen, bahnte sich ungestüm den Weg durch meine Adern, bis er schließlich vollends ausbrach.

Und so trat ich am 1.März 2011 zum ersten Mal als Slammer vor das Wuppertaler Publikum, ohne so recht zu wissen, was ich da überhaupt tat. Mit zitternder Stimme las ich meinen ersten Text vor, schied prompt aus und bekam trotzdem das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Ich spürte ein heißes Glühen in meinem Kopf und das rasende Klopfen meines Herzens, und ich wusste, ich würde zurückkehren …

Irgendwann merkte ich allerdings, dass meine Art von Texten für das typische Poetry-Slam-Publikum nicht geeignet war. Viel schlimmer war jedoch, dass ich offensichtlich nicht in der Lage war, meinen Stil so umzustellen, wie es für diese Art des Schreibens nötig war.

Und so beendete ich die wohl erfolgloseste Karriere eines Slammers mit dem Auftritt beim Gedächtnis-Slam für meinen verstorbenen Freund André Wiesler, wo ich mit einem seiner Texte den Saal rockte. Auftreten konnte ich also, nur schreiben nicht …

Der Kreis hatte sich geschlossen, und das war gut so.

Trotzdem, die Liebe zum Format ist geblieben, und wenn Sie sich für eine wilde, ungezügelte und nie vorhersehbare Form der Literatur und des Performens interessieren, besuchen Sie doch mal einen Poetry-Slam!


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