
Wenn du in den letzten Monaten meine Social-Media-Accounts verfolgt hast, könntest du das Gefühl bekommen, dass ich bis auf wenige Ausnahmen in ein kreatives Koma gefallen bin.
Diese Einschätzung ist wahrscheinlich verständlich, existieren doch immer wieder ziemliche Löcher zwischen den verschiedenen Postings und Rückmeldungen aus den verschiedenen Projekten. Möglicherweise stimmt sie sogar ein wenig, auf der anderen Seite habe ich aber auch das Gefühl, dass sie eigentlich so gar nicht stimmt.
Wie du in den Beiträgen 2023 – Das war’s! und 2024 – Das war’s! nachlesen kannst, waren die letzten zwei Jahre vor allem geprägt von Krankheiten und einigen unerwarteten Schicksalsschlägen. Dementsprechend sind z. B. Projekte wie das Bäronomicon und Seiner Majestät Ætherschiff leider bei weitem nicht so fortgeschritten, wie ich es mir wünschen würde.
Ich habe seit langer Zeit keinen eigenen Podcast mehr aufgenommen, und aus verschiedenen Gründen hakt es bei meinem gemeinsamen Podcast Gedankenspiele – Räuberpistolen, Seemannsgarn und wahre Geschichte(n) mit Michael und Jens aktuell auch ein wenig. Stattdessen habe ich mich ein paar Mal anderswo eingeschlichen (siehe Podcasts als Gast).
Auch die letzte Veröffentlichung im Bereich Rollenspiel liegt schon mehr als ein Jahr zurück (das Abenteuer Ganz in Weiß für Private Eye, erschienen bei der Redaktion Phantastik für die Gratisrollenspieltage 2024).
„Warum hast du denn solange auf der faulen Haut gelegen?“
Also ehrlich, das habe ich ganz bestimmt nicht.
Als freiwilliger Quasi-Verlagssklave der Redaktion Phantastik habe ich immer wieder auf Conventions am Stand gestanden, habe Texte Korrektur gelesen und mich um die Social-Media-Auftritte sowie den Discord-Server gekümmert. Dazu kommt in nächster Zeit noch eine verstärkte Arbeit für die nächstes Jahr wieder anstehende Fin-de-Siècle-Convention, zu deren Orga-Team ich gehöre.
Darüber hinaus bin ich ständig mit irgendwelchen Projekten beschäftigt. Ich habe Rezensionen für die Spielerei verfasst, an mehreren Bänden für verschiedene Rollenspiele mitgeschrieben und im Hintergrund versucht, mich um neue Aufgaben zu bemühen, neue Betätigungsfelder zu finden, neue Leute für mich zu interessieren. Ich habe noch viele Ideen, und nicht alles davon hat mit Cthulhu, Detektiven, Plüschtieren oder Luftschiffen zu tun.
Doch allzu oft versperren mir notwendige(?) Recherchen und neue Ideen den Weg. Vielleicht sollte ich diese Regel doch ganz anders umsetzen, möglicherweise ist dieser Handlungsweg doch zu gradlinig oder zu komplex, eventuell habe ich bei all diesen „Umbauarbeiten“ an den Details irgendwann den Blick auf das Ganze verloren. Dazu kommen kritisches Feedback und neue Erkenntnisse aus Testrunden, egal, ob es um ein Abenteuer, ein ganzes Regelwerk oder ein simples Kartenspiel geht.
Es ist allzu leicht, sich solchen Gedanken hinzugeben und sich irgendwann im Kreis zu drehen, auch, weil viele Leute an mir zerren und versuchen, mir ihre Vorstellungen aufzudrängen. Dabei habe ich eigentlich mit mir selbst genug zu tun. Wo soll ich neu anfangen, wo etwas ändern, wo sollte ich alles lassen, wie es aktuell ist?
„Warum bekomme ich von all dem kaum etwas mit?“
Natürlich könnte ich das alles ständig auf irgendwelchen Social-Media-Accounts oder den entsprechenden Websites posten, doch interessiert es dich wirklich, dass ich an irgendwelchen Projekten nicht weiterkomme, warum auch immer?
So entstehen Lücken, die sich aus gefühlten Wochen zu realen Monaten oder gar Jahren entwickeln. Ich möchte versuchen, diese Löcher in meinem kreativen Lebenslauf kleiner werden zu lassen, und vielleicht gelingt es mir auch, wenn nicht wieder das reale Leben mit all seiner Macht auf mich einstürzt.
Ganz nebenbei wurden aber auch einige fest zugesagte und sogar begonnene Projekte gestrichen, weil sich die Ausrichtung des Verlages geändert hat oder weil ich selbst bemerkt habe, dass ich daran kein Interesse mehr hatte. In solchen Fälle wende ich meine Kraft und meine Zeit lieber anderen, für mich lohnenswerteren Projekten zu. Sollte ich dir wirklich erzählen, dass ich etwas Bestimmtes nicht mehr mache, von dem du da draußen bislang nicht einmal etwas gewusst hast?
Einige Dinge (über die ich noch nichts sagen darf) sind aktuell an einem Ort gefangen, den man im Filmgeschäft die „Entwicklungshölle“ nennt. Mindestens fünf fertige Texte schlummern bei verschiedenen Verlagen, wo sie aus den verschiedensten Gründen nicht publiziert werden. Keine Anklage meinerseits, ich kenne normalerweise die Hintergründe dafür und weiß, es geht halt nicht anders. Ich freue mich aber schon darauf, wenn ich irgendwann diese gedruckten Bände in den Händen halten werde.
„Warum erzählst du mir das alles?“
Vielleicht ist das hier sehr selbstsüchtig. Möglicherweise versuche ich dadurch, mir selbst klar zu werden, welchen Pfad ich zukünftig nehmen könnte, um nicht notwendigerweise längere, aber auf jeden Fall landschaftlich schönere Strecken zu bewandern. Es gibt sicher einige Rucksäcke, die ich abstreifen kann, weil sie mir auf diesem neuen, anderen Weg nichts mehr nutzen. So komme ich vielleicht zu einem anderen Ziel als zuvor gedacht, aber ich stehe dann an diesem unerwarteten Ort, atme tief die ungewohnte Luft ein und freue mich an der besonderen Aussicht.
Am Anfang eines Weges flammt immer diese besondere Begeisterung des Neuen in mir auf und trägt mich bei meinen ersten Schritten. Die längste Strecke gehe ich jedoch lieber allein, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, nur begleitet von einigen Vertrauten. Ich möchte mich nicht rechtfertigen, wenn ich mich weit ab von gepflasterten, sicheren Straßen aufhalte. Also erfahren nur die Menschen davon, deren Meinung dazu mir wichtig ist.
Am Ende ist es ein befreiendes Gefühl, wenn ich die Stolpersteine der Ablenkung, die Klippen der Wirklichkeit und meine eigenen Zweifel und Unsicherheiten hinter mir gelassen habe. Wenn ich an diesem Punkt angekommen bin, habe ich etwas geschafft, was so ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Das kann ein Regelwerk oder ein Abenteuer sein, aber manchmal auch einfach ein simpler Blog-Artikel.
Es passiert viel davor, weil ich viele Schritte mache, bis ich dieses Ziel erreiche, und oft genug wenig danach, weil ich nur selten Feedback für das erhalte, was mir so viel bedeutet. Aber so ist es nun mal. Und wenn ich mit dem Ergebnis meiner Mühen zufrieden bin, ist das eigentlich wichtiger als alles andere.
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