Lovecraftesque – Zug 8 – Die Ankunft des Vollenders

Fortsetzung der Erzählung von nurderTim (Übersicht unter Lovecraftesque – Das Blogspiel)

Transkript einer beschädigten Audio-Datei in einem verborgenen Ordner auf Raphael Duchamps Handy

[unverständlich]

Noch nie war ein Rufer so stark, so nah dem Klang der Felsen. So nah dem Hunger.

Er brauchte die Einsamkeit, um so stark zu werden. Der Narr ist verschwunden, der Unwissende geflohen, doch der Rufer ist geblieben.

Ich spüre seinen Gesang. 

Ich höre ihn nicht nur, ich fühle ihn mit Sinnen, die kein Wesen dieser Zeit noch kennt oder versteht. Und er rührt etwas in meinem Innersten, erweckt Kräfte und Gefühle in mir, die seit Jahrmillionen verloren schienen.

[unverständlich]

Ich gleite aus dem grünen Nebel heraus, bewege ihn mit meinen unsichtbaren Schwingen, doch niemand ist da, es zu sehen.

Nur der Rufer könnte wahrnehmen, was ich tue. Doch sein Geist ist nicht bei mir, sein Geist ist beim Vollender, bei seiner Stimme, die nur für ihn ertönt. Selbst ich kann sie nicht hören, doch ich weiß, was sie ihm sagt, so wie ich weiß, was geschehen wird.

Ein Zyklus endet, ein neuer beginnt.

Ich treibe dahin im Klang des Rufers, aale mich im Licht der Unendlichkeit, das durch die Decke strahlt.

Der Rufer hält es für den Mond … doch das ist nicht wahr. Sein Verstand ist nur zu klein, zu begrenzt, um zu verstehen.

Ich hingegen erfasse die Unendlichkeit, vom Anfang bis zum Ende, in jedem Kreis von neuem, in allen Welten und Wirklichkeiten, zugleich und doch über alle Zeiten.

Ich beobachte. Das ist meine Aufgabe, seit vielen, vielen Äonen. Doch wer beobachtet, der lernt auch.

[unverständlich]

Der Fels beginnt sich zu regen, noch bevor der Gesang ertönt. Etwas steigt darin empor. Eine Macht, ein Leben ohne Tod, ein Ende ohne Anfang.

Dann ertönt die Stimme des Rufers, der Gesang, der verheißen war, so klar durch alle Welten, dass das Universum in sich erzittert.

Wenn der Fels dann singt,
der Beobachter nicht mehr schweigt,
der Vollender Zeit und Raum verschlingt,
wird das Mahl sich einverleibt.

Wie Wasser wogt der Boden der Höhle, und aus dem Geysir flüssigen und doch festen Steins erhebt sich der Vollender.

Er ist selbst mir unbegreiflich in all seiner Erhabenheit, in all seinem Hunger.

Wie muss er dann erst auf den Rufer wirken?

Ich blicke auf die Spuren seiner peitschenden Arme, wie sie den Fels zerreißen, wie sie schabend über den Boden streifen, der unter ihrer Berührung zerspringt wie Glas. Die Splitter schießen durch die Höhle, treffen den Leib des Rufers, doch er scheint es nicht einmal zu spüren in diesem Moment.

Seine Stimme erstrahlt noch mehr, und das Licht, das von ihm ausgeht, ist fast heller als das Leuchten der Unendlichkeit.

Und zum ersten Mal seit Anbeginn der Welten kann ich sprechen, und meine Stimme dröhnt durch die Höhle. 

Es ist Zeit! 
Der Rufer muss sich mit dem Vollender vereinigen! 
Muss sein Innerstes darbieten der Macht, die alles verschlingt!

Das Blogspiel geht weiter bei … 

Von der Seifenkiste herab …

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